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Polen-Radtour: 1140 km von Ahlbeck nach Bialystok - Eurovelo 10 und GreenVelo

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Polens Ostseeküste & Masuren
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1140 km
Icon_Schwierigkeit
12 Tage

Etappe 1: Eurovelo 10 von Ahlbeck nach Danzig

Unser Startpunkt: die Grenze Deutschland – Polen in Ahlbeck (mit dem Zug ca. 3 Stunden von Berlin entfernt) bei bestem Wetter und voll motiviert. Das obligatorische Fahrrad-Foto musste natürlich auch sein.

Sobald man die Grenze nach Polen überfährt, ändert sich der Zustand der Fahrradwege schon ein wenig. Wie es dann wirklich auf der Strecke aussieht zeigen wir später noch mal aber hier schon mal eine kleine Vorschau. Ja, es ist Sand…

Los geht's! Die ersten Kilometer in Polen...

Da wir nach unserer England-Irland Tour total begeistert waren, ging es Anfang Juni wieder los auf große Fahrradtour, diesmal durch Polen – von Ahlbeck auf der deutschen Seite an der Küste den Eurovelo 10 entlang über Danzig an die Grenze zu Kaliningrad und dann weiter auf dem Greenvelo durch die Masuren bis nach Bialystok an der weißrussischen Grenze. Kurz zusammengefasst: Es war wunderschön, abenteuerlich und die Radwege sind alles andere als gut ausgebaut – dazu aber später mehr.
Unser Ziel: Die 1000 km Marke schaffen und die Grenze zu Kaliningrad erreichen

Weil wir ja noch mit der Bahn bis Ahlbeck  fahren mussten haben wir am ersten Tag nicht so viele Kilometer geschafft und sind nur bis Pobierowo gekommen. Den ersten Strand-Stopp hatten wir aber gemacht und mussten dann wegen einem aufziehenden Unwetter relativ spontan die erste Unterkunft suchen. Wir wussten ja noch nicht wirklich, ob das in Polen auch so gut funktioniert, haben aber innerhalb von ein paar Minuten über Booking.com eine kleine Pension gefunden, die noch Zimmer frei hatte und haben es kurz vor dem großen Regen noch ins Trockene geschafft.

Tag 2 führte uns dann fast die ganze Zeit am Wasser entlang wobei hier von steinigen Wegen, über Sandstrecken bis hin zu erstklassigen Panorama-Radwegen alles dabei war… manchmal hörten die Radwege leider einfach mitten auf der Strecke auf, so dass wir mit den Fahrrädern zum Strand runter klettern und schieben mussten, der Ausblick vom Radweg war es aber wert. In Henkenhagen haben wir so eine riesige Kur-Hotel-Anlage gefunden. Das Frühstück war eins der besten, die wir jeh gesehen hatten, dafür waren wir halb so alt wie die restlichen Gäste.

Am 3. Tag haben wir uns dann das erste Mal so richtig verfahren und merkten langsam, dass die Beschilderung der Wege nicht so richtig gut war. Als der Waldweg, den wir gerade fuhren immer enger und kleiner wurde und irgendwann schließlich endete, mussten wir den ganzen Weg wieder zurück. Schliesslich fanden wir aber unser nächstes Ziel: Rügenwalde (Ja, dort wo die Wurst herkommt, also jedenfalls der Erfinder der Wurst) und hatten nach einer kleinen Stadtbesichtigung einen der schönsten Fahrradwege die wir jemals gesehen hatten vor uns zwischen Darlowoko und Jaroslawiec auf einem kleinen Küstenstreifen zwischen Bodden und Ostsee.

Um dieses Bild zu erleben mussten wir allerdings ein paar Baustellen-Schilder ignorieren, die uns eine beachtliche Strecke Schieben einbrachte. Die war es aber wert. In der Nähe von Stolpmünde fanden wir eine sehr schöne Hotelanlage – das Dolina Charlotty Hotel & Spa – fuhren also für die Nacht etwas ins Landesinnere hinein.

Tag 4 fing schon etwas wolkenverhangen an, wir dachten uns aber noch nichts dabei. Wir fingen erst einmal mit einem Fussmarsch an, da die Fahrradwege mittlerweile so sandig waren, dass man nicht mehr fahren konnte und sogar Probleme beim Schieben hatte…Ja, das was man hier sieht ist der offizielle Radweg R10… Die nächste Etappe: Durch den  Slowinski Nationalpark Richtung Leba. Die Strecke war ganz nett, wir konnten wieder fahren und der weg war wieder ausgeschildert.  Es wurde zwar immer abgelegener aber wir wunderten uns erst, als wir eher über Wiesenwege als Radwege fuhren. Natürlich fuhren wir weiter. Irgendwann mussten wir allerdings feststellen, dass wir mitten in einem Sumpfgebiet gelandet waren und da es nun mittlerweile auch regnete wir immer öfter im Schlamm stecken blieben. Dank der extra für den Fahrradweg vorgesehenen kleinen Brücken konnte man aber wenigstens die größeren Schlammlöcher auslassen. Wenn man mal ein richtiges Sumpfgebiet erleben will: dann den R10 fahren. Das war nämlich der offizielle Weg. Irgendwann sind wir dann doch total vermatscht und durchnässt in Leba angekommen und haben Gott sei Dank durch einen eigentlich unglücklichen Zufall mit unserem eigentlichen Hotel noch ein richtig schönes Zimmer mit super Frühstück im „Grand Leba“ bekommen.

In Leba fuhren wir dann morgens erst einmal in die entgegengesetzte Richtung, um uns die berühmten Wanderdünen anzuschauen. Die Dünen sind wirklich sehenswert, allerdings sind die Bilder in den Prospekten sicher ganz früh am Morgen entstanden, den Rest des Tages bewegen sich dort nämlich hunderte Reisegruppen hin und her.

Am folgenden Tag war wieder alles gut: strahlendes Wetter und nachdem wir uns noch mal kurz verfahren hatten und auch noch einige Sandwege durchwandert hatten, wurden wir mit einem großartigen Stränden belohnt, die vom Waldweg aus zu erreichen waren.

Nachdem wir in Karwia, einem eher langweiligen Badeort übernachtet hatten, ging es schon in Richtung Danzig. Über Puck und Pommern immer an der Küste entlang erreichten wir Gdingen, einen eher hässlichen Vorort von Danzig. Unsere Erwartungen waren dadurch etwas gesenkt, als wir dann aber durch Zoppot fuhren, waren wir wirklich überrascht. Eine Seebrücke und herrschaftliche Häuser sowie ein wunderschöner Radweg nach Danzig erwarteten uns hier bevor wir uns dann durch die Danziger Vorstadt schlängelten. Wer auf Ostblock-Charme und alte Fabriken steht ist hier schon mal sehr gut aufgehoben. Ähnliches erwarteten wir dann irgendwie auch von Danzig, als wir aber aus dem eher brüchigen Industrie- und Hafengebiet kamen und das erste Mal die typischen Hanse-Häuser am Fluss Motława sahen, waren wir wirklich ein wenig überwältigt. Dieser Blick war unbezahlbar.

Danzig

Danzig hätte eigentlich sogar einen eigenen Eintrag verdient. Wir Sind hier zwei Nächte geblieben und waren so begeistert, dass wir auf jeden Fall noch einmal wieder kommen werden. Dass es so schön ist, hätten wir wirklich nicht gedacht. Irgendwie eine Mischung aus Amsterdam und Lübeck. Hier kann man auf jeden Fall ein Wochenende verbringen und an den Ostseestrand ist es auch nicht weit.

Die Strecke

Start:
Ahlbeck
Ziel:
Danzig
Eurovelo R10

Etappe 2: Eurovelo 10 und GreenVelo von Danzig durch die Masuren nach Bialystok

Nach Danzig führt der Eurovelo natürlich erst einmal über größere Straßen und auch dort hört der Radweg auch mal unerwartet plötzlich auf. Mit der Fähre geht es dann über die Mündung der Wechsel durch kleinere Dörfer in Richtung frisches Haff, an dem, wenn man nicht aufpasst, man ganz schnell mal auf der russischen Seite landet. Der EuroVelo ist aber ab Danzig ganz gut ausgeschildert und auch gut bis sehr gut ausgebaut.

Wir entdecken zufällig Kadyny, ein wunderschönes altes Herrschaftliches Dorf mit Schloss und alten umrestaurierten Fabrikgebäuden und Häusern – alle aus roten Klinkern gebaut. Wir haben im Hotel Srebrny Dzwon Spa übernachtet, wirklich empfehlenswert. Wenn man mal zufällig hier in der Ecke ist, Kadyny sollte man sich anschauen, allein schon wegen dem wunderbaren Blick auf’s Meer und dem Gefühl, von hier aus ist das nächste was man sieht Russland.

Erst mal kurz an die russische Grenze!

Etappenziel 1: Russische Grenze – erreicht! Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, einen kurzen Abstecher an die Grenze nach Russland zu machen. Also sind wir nach Kadyny kurzerhand über Fromborg und Branjewo gefahren und dort zum Grenzübergang. Leider war es nicht so spektakulär wie wir dachten, ein Foto mussten wir aber (heimlich) trotzdem machen.

Von Branjewo aus ging es dann weiter in die Masuren. Der Radweg führt in der Region um Gorowo auf einem alten Bahngleis entlang, welches wirklich sehr gut ausgebaut wurde. Beim ersten Stopp in Lidzbark Warminski waren wir überrascht von der schönen kleinen Stadt mit der Burg und haben uns sofort in die Seenlandschaft verliebt. Von hier aus führt der Radweg durch schöne und verfallene Dörfer, an vielen Seen vorbei. In Sileckie durften wir in einer kleinen familiären Pension direkt am See übernachten.

In Lötzen sind wir mitten drin in der Masurischen Seenplatte. Große Seen, die viele Bootsbesitzer für ihre Ausflüge nutzen, wechseln sich mit kleinen Seen und Dörfern ab und ab und zu steht auch noch ein verlassenes Herrenhaus herum. Hier in der Gegend gibt es viele Privatunterkünfte „Agrikultura“ genannt, wo man zum Beispiel auf Bauernhöfen oder in anderen besonderen Orten  wohnen kann. Zwischen Bogaczewo und Gorazdowo dürfen wir nach einem kurzen Anruf bei einer kleinen Familie auf dem Hof übernachten, in dessen Garten man sich Kirschen und Beeren pflücken kann und wir abends ein selbstgebrautes Bier am Lagerfeuer bekommen.

Wir schauen uns natürlich auch die Wolfsschanze an, wenn wir schon mal hier sind. Ein sehr skurriler Ort: Nicht so groß und pompös, wie man denken würde. Überall riesige gesprengte Bunkerteile, es ist eher düster und modrig und tausende Fliegen und Mücken, als ob die Natur selbst noch mal darauf hinweisen wollte, was hier früher einmal war.

Weiter geht es über Wydminy und Elk  – und tatsächlich – irgendwo zwischen zwei Dörfern kurz vor Elk, läuft vor uns ein Elch über die Straße. Wir mussten erst einmal zwei mal hinsehen. Kein Scherz: ein Elch. Der Name der nächsten Stadt wird seinen Sinn haben.

Und kurz hinter Elk dann: Die 1000 Kilometer!!! Zweites Ziel geschafft!

Durch das viele Schieben hatten wir leider viel Zeit verloren und mussten nun entscheiden, wie wir weiterfahren. In Elk legten wir dann fest: wir fahren noch bis Bialystok und dann mit dem Zug zurück. Auf dem Weg zu unserer vorletzten Unterkunft erwischte uns fast noch ein Unwetter, wir schafften es aber wieder einmal ganz knapp bevor es losging und entspannten uns im SPA in unserem Hotel in Rajgrod.

Bialystok

Irgendwo hinter Grajewo haben wir die Grenze zur Woiwodschaft Podlachien überfahren, einem Gebiet der weißrussischen Minderheit, welches wohl auch mal zu Weißrussland gehörte. Man merkt es von Dorf zu Dorf mehr, erst sieht man die typischen Holzhäuser mit den Schnitzereien, kleine Holzhütten in bunten Farben und dann, wenn man in Białystok hineinfährt – Zwiebeltürme und die typische Ostblockarchitektur. Wir haben unser Ziel erreicht und fühlen uns fast, als ob wir wirklich in Russland wären.

Die Strecke

Start:
Danzig
Ziel:
Białystok
Masuren
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